
Der Ischiasnerv hat seinen Ursprung in der Lendenwirbelsäule. An dem vierten Lendenwirbel tritt er aus dem Rückenmarkskanal und verläuft über den Gesäßmuskel und das Kniegelenk bis hin in den Fuß. Ischiasbeschwerden äußern sich meistens als Rücken- oder Kreuzschmerzen, aber auch Schmerzen in den Beinen sind möglich. Während einer Schwangerschaft nimmt die Frau in der Regel zu. Das immer größere Körpergewicht aufgrund des wachsenden Babybauchs führt oft zu Ischiasproblemen. Das Gewicht des Babys übt einen Druck auf das Becken der Schwangeren aus, wobei es zu einer Überreizung des Ischias Nervs kommt. Die Gesäßmuskeln müssen das Übergewicht an der Vorderseite ausgleichen und dem wachsenden Bauch entgegenwirken. Bei unzureichender Fitness und mangelnder Beweglichkeit sind die Gesäßmuskeln nicht in der Lage, den Druck auf den Ischiasnerv auszubalancieren, weil sie nicht genügend durchblutet sind. Das Ergebnis sind die typischen Ischiassymptome – die Schmerzen. Sie treten in der Regel einseitig ein, was auf den Verlauf des Ischiasnervs zurückzuführen ist. Besonders beim Husten, Niesen oder beim Vorbeugen werden die Beschwerden intensiver. Ist der Ischiasnerv gereizt, werden auch Symptome wie Kribbeln oder Taubheitsgefühl im Bein spürbar. Der Ischiasnerv ist jedoch nicht immer alleine für die Rückenbeschwerden verantwortlich. Manchmal sind es die Muskelverspannungen, die zu ähnlichen Symptomen wie bei einer Ischiasnervreizung führen.
Inhalt dieses Beitrags
Ungeborenes Baby als Hauptauslöser für Ischias Symptome in der Schwangerschaft
Das ungeborene Kind ist der Hauptverantwortliche für Ischiasbeschwerden in der Schwangerschaft. Mit seinem Gewicht drückt es auf den Ischiasnerv und klemmt diesen ein. Zum Beginn des dritten Trimesters drückt der Kopf des Babys schmerzhaft auf den Nerv. Bei länger anhaltenden und starken Schmerzen kann der Arzt entzündungshemmende Mittel verschreiben. Bleiben die Ischiasbeschwerden unbehandelt, können sie mit der Zeit chronisch werden. Deswegen sollten diese Symptome nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Spätestens mit der Geburt verschwinden die Ischiasbeschwerden.
Andere Gründe für die Ischiasleiden in der Schwangerschaft
Verschiedene Faktoren können Ischiasschmerzen während der Schwangerschaft auslösen. Die echte Ischialgie tritt allerdings in weniger als nur einem Prozent der Schwangerschaften auf. Tiefe, starke Schmerzen in dem Rücken, die bis zu den Beinen ausstrahlen, kommen in 50 Prozent der Schwangerschaften vor. Wie es zu diesen Beschwerden kommt, ist nicht ganz klar. Die Schmerzen können durch folgende Faktoren ausgelöst werden:
- Gewichtszunahme während der Schwangerschaft. Der Körperschwerpunkt verlagert sich nach vorne, was den unteren Teil der Wirbelsäule stärker belastet. Schmerzen, vom eingeklemmten Ischiasnerv ausgelöst, sind die typischen Symptome bei Ischias.
- Stau in den Venen. Die untere Hohlvene wird im Liegen durch den Uterus stärker gedrückt. Folglich kommt zu einem Rückstau des venösen Blutes im kleinen Becken. Das angesammelte Blut kann auch auf den Ischiasnerv drücken und Schmerzen verursachen.
- hormonelles Ungleichgewicht. Durch Schwangerschaftshormone werden die Bänder, vor allem in der Rücken- und Beckengegend, gelockert, was zu einer gewissen Instabilität in diesem Bereich führt. Verschiebungen der Knochenstrukturen und Muskelverspannungen sind das Ergebnis, was im Nachhinein die Ischiasbeschwerden auslösen kann.
- Gebärmutter. In der Schwangerschaft wächst die Gebärmutter, deren Gewebe einen Druck auf den Ischiasnerv ausüben kann.
- Bei der Entbindung kann der Ischiasnerv einige Schaden abbekommen, weil er über dem Becken verläuft (durch Überdehnung und Druck bei der Geburt).
Ischias Behandlung während der Schwangerschaft
Schwangere Frauen dürfen schmerzstillende Mittel nur eingeschränkt oder gar nicht anwenden, um das ungeborene Kind vor den Nebenwirkungen zu schützen. Was bleibt, sind alternative Heilmethoden, wie z.B. Akupunktur, und Physiotherapie. Zu den physiotherapeutischen Maßnahmen bei Ischiassymptomen in der Schwangerschaft gehören vor allem detonisierenden (entspannenden) Massagen und Wärmeanwendungen, die Muskeldurchblutung fördern. Für eine Automassage sind kleine Igelmassagebälle aus dem Sportfachhandel oder dem Sanitätshaus bestens geeignet. Diese Maßnahmen helfen, die Muskelverspannungen zu lösen und dadurch die Schmerzen zu lindern.
Gesunde Körperhaltung beugt Ischiasschmerzen vor
Die physiologisch richtige Körperhaltung ist für die werdenden Mütter von großer Bedeutung. Schonhaltung und gebeugter Rücken fördern die Ischiasbeschwerden. Eure Körperhaltung, ob im Sitzen, beim Stehen und bei anderen Bewegungen, wird durch den wachsenden Bauchumfang und immer größeres Körpergewicht negativ beeinflusst. Der Körperschwerpunkt verlagert sich nach oben-vorne. Ein Hohlkreuz zum Ausgleich bietet sich hier geradezu an, was allerdings ganz falsch wäre. Verspannungen, Rückenschmerzen (Ischiasnerv!) oder Kopfschmerzen könnten als mögliche Ischiassymptome auftreten. Versucht immer eine aufrechte Körperhaltung einzunehmen, um diesen Beschwerden vorzubeugen. Hier ein Paar hilfreiche Tipps:
- beim Heben von schweren Lasten geht in die Knie, die Füße auseinanderhalten, der Rücken bleibt gerade. So verteilen sich die Lasten gleichmäßig. Noch besser ist, wenn ihr während der Schwangerschaft schweres Heben unterlässt.
- so wenig Bücken wie möglich, dafür solltet ihr mehr sitzen, hocken oder knien, so wird der Rücken weniger belastet.
- beim Laufen/Gehen haltet den Kopf gerade (in Verlängerung der Wirbelsäule). Wenn ihr oft nach unten schaut, strapaziert ihr den Rücken zusätzlich.
- wenn ihr vom Boden aufsteht, dann stützt euch mit Oberschenkeln, Knien und Händen ab.
- die Schultern nicht hängen lassen!
- vermeidet die Zugluft, weil es dadurch oft zu Entzündungen und Muskelverkrampfungen in der Rückengegend führen kann
- die Selbstheilungskräfte des Körpers können durch Yoga, Akupunktur oder Schwangerschaftsgymnastik mobilisiert werden.
Ischiasbeschwerden stellen keine Gefahr für die werdende Mama und ihr Baby dar. Falls es jedoch zu Beschwerden kommt, sollten sie stets mit Alternativen Methoden anstatt mit Medikamenten behandelt werden. Meistens erfolgt direkt nach der Entbindung eine Schmerzlinderung, manchmal verschwinden die Ischiasschmerzen gänzlich.
Hilfreiche Übungen bei Ischias in der Schwangerschaft
Bei starken Rückenschmerzen in der Schwangerschaft können die folgenden Übungen eine Linderung der Beschwerden verschaffen:
- Geht in den Vierfüßlerstand auf die Knie und stützt euch vorne auf die Ellenbogen ab. Diese Position entlastet den Rücken und dadurch kann das Baby unter Umständen seine Lage wechseln (damit es nicht mehr auf den Nerv drückt).
- Dehnübung 1: Stellt euch gerade hin und stützt euch dabei an der Wand ab. Jetzt das gestreckte Bein auf der schmerzenden Seite langsam nach vorne und nach hinten bewegen.
- Dehnübung 2: Beugt euch leicht nach vorne, bis ihr (im Optimalfall) mit den Fingern an die Zehenspitzen kommt. Vorsichtig zurück zur aufrechten Position kommen.
- Dehnübung 3: Auf den Boden auf allen Vieren knien und mit Händen abstützen. Jetzt einen „Katzenbuckel“ machen und einige Sekunden halten.
- Dehnübung 4: Stellt euch vor einem Tisch und legt ein Bein in einem halben Schneidersitz auf die Tischplatte. Das Knie zeigt nach außen, die Fußfläche nach innen. Die Stellung etwa drei Minuten halten, Bein wechseln, wiederholen.
- Massage mit einem Igelball: Euer Partner kann damit die schmerzende Stelle mit leichtem Druck massieren. Als Alternative könnt ihr euch gegen eine Wand oder Türe lehnen, der Ball wird dabei an der Stelle eingeklemmt, die besonders schmerzt. Mit kreisenden Bewegungen wird diese Stelle mit dem Ball massiert.