Etliche schwangere Frauen entscheiden sich für die Wassergeburt. Über ein Drittel der Schwangeren möchten ihr Baby in der Wanne zur Welt bringen. Allerdings kommt tatsächlich ein Kind von 20 in der Gebärwanne zur Welt. Wobei auch gesagt werden muss, dass eine Wassergeburt nicht für jede Schwangere geeignet ist. Welche Vorteile und Nachteile eine Wassergeburt gegenüber der natürlichen Geburt hat und ob die Frau bei einer Wassergeburt weniger Schmerzen hat, wird im Folgenden näher erläutert.
Inhalt dieses Beitrags
Wassergeburt – der Ablauf
Bei der Wassergeburt findet die gesamte Geburt in der Gebärwanne statt. Diese Wanne ist mit warmen Wasser (34 bis 35 Grad) befüllt – wie in einer normalen Badewanne. Das Wasser reicht der Schwangeren in sitzender Position bis etwa zum Bauchnabel. Natürlich darf man die Gebärwanne nicht mit einer normalen Badewanne vergleichen. Diese Wanne ist wesentlich größer, so dass die gebärende Mutter verschiedene Positionen einnehmen kann. Zudem ist durch die Größe der Wanne eine hohe Bewegungsfreiheit gegeben. Die Hebamme und der Arzt überwachen die Geburt vom Wannenrand aus. Die Überwachung der Herztöne des Baby erfolgt über wasserdichte Schallköpfe.
Das heißt, das Baby kommt in der Wanne unter Wasser zur Welt und wird dann von der Hebamme aus dem Wasser genommen. Angeboten wird die Wassergeburt in den Frauenkliniken und den Geburtshäusern.
Wassergeburt – ertrinkt das Baby nicht?
Nein, das Baby kann nicht ertrinken. Durch den so genannten Atemschutz-Reflex wird das Ertrinken in der Gebärwanne verhindert. In der Region von Mund und Nase befinden sich ganz feine Rezeptoren in der Gesichtshaut, die sofort reagieren, wenn sie mit Wasser in Berührung kommen. Sie senden dann direkt ein Signal an den Kehlkopf, der dann direkt die Luftröhre verschließt. Erst in dem Moment, wenn der Säugling Luft um seine Nase spürt, macht es den ersten Atemzug. Zudem wird das Neugeborene über die Nabelschnur mit ausreichend Sauerstoff versorgt, so dass auch unter Wasser die Sauerstoffzufuhr gesichert ist.
Wassergeburt – kann jede Frau im Wasser entbinden?
Die Grundvoraussetzung für eine Wassergeburt ist erst einmal eine unauffällige Schwangerschaft. Ab der 38. Schwangerschaftswoche kann die Geburt im Wasser in Erwägung gezogen werden. Gab es während der Schwangerschaft keine Komplikationen oder Auffälligkeiten, ist eine Wassergeburt möglich. Doch auch der Beginn der Geburt muss unauffällig sein. Ist dies nicht der Fall, ist die Geburt des Babys im Wasser nicht machbar. Doch es gibt auch andere Gründe, warum eine Wassergeburt ausgeschlossen ist. Dies sind:
- Es könnten Risiken auftreten, die eine erhöhte Aufmerksamkeit oder ein schnelles Eingreifen der Hebamme und Ärzte erfordern.
- Das Baby liegt in Steißlage, wodurch Hebamme und Geburtshelfer durch das Wasser nicht ausreichend Einsicht auf eventuell auftretende Komplikationen im Geburtskanal haben. Um im Wasser zu gebären, muss das Baby mit dem Köpfchen im Geburtskanal nach unten liegen.
- Es sind Zwillinge oder gar Mehrlinge.
- Die Schwangere möchte während der Geburt eine PDA (Periduralanästhesie). Aufgrund der Betäubung ist es der Schwangeren nicht möglich, bei auftretenden Komplikationen die Gebärwanne selbstständig zu verlassen.
- Das Baby hat im Vorfeld unregelmäßige Herzfrequenzen. Durch die Geburt außerhalb des Wassers können Ärzte und Hebamme im Notfall schneller agieren.
- Geht beispielsweise grünes Fruchtwasser ab, darf die Schwangere nicht in der Wanne gebären, da Komplikationen bei Mutter und Kind auftreten könnten.
- Aufgrund vorzeitiger Wehen ist eine Wassergeburt ausgeschlossen.
- Ist das Baby überdurchschnittlich groß, raten Ärzte ebenfalls von einer Wassergeburt ab.
- Haben Ärzte oder die Hebamme den Verdacht, dass das Baby im Mutterleib nicht ausreichend oder richtig versorgt wurde, ist die Wassergeburt ausgeschlossen.
- Hat die Mutter eine ansteckende Krankheit, darf sie nicht im Wasser das Baby zur Welt bringen.
- Leidet die werdende Mutter an Fettsucht (Adipositas), ist es in den meisten Fällen nicht möglich, das Baby per Wassergeburt zu gebären. In diesem Falle ist es Ermessenssache der Geburtshelfer, ob die Wassergeburt möglich ist.
Die Vorteile einer Wassergeburt
Das Wasser ist ein hervorragender Wehentester
Bleiben die Wehen trotz des warmen Wassers bestehen, handelt es sich um „echte“ Geburtswehen.
Das Wasser ist dem Baby vertraut
Schließlich „lag“ das Baby mehrere Monate im Bauch der Mutter im Fruchtwasser. Somit ist das Wasser für das Baby vertraut, die Sauerstoffversorgung erfolgt über die Nabelschnur. So nimmt das Neugeborene seinen ersten Atemzug erst, wenn es außerhalb des Wassers ist.
Das Wasser bringt der Gebärenden Entspannung
Die gebärende Mutter kann sich im warmen Wasser in der Gebärwanne besser bewegen und kann somit eine schmerzfreiere Position einnehmen. Durch das warme Wasser kann die werdende Mama entspannen, was den Geburtsvorgang erleichtert. Der Kraftaufwand bei der Geburt ist im Wasser um einiges geringer als bei der natürlichen Geburt. Während der Pausen zwischen den einzelnen Wehen kann die werdende Mutter sich erholen, neue Kraft schöpfen. Das warme Wasser vermittelt das Gefühl, dass der Geburtsschmerz erträglicher ist. Bei einer Wassergeburt treten auch weniger Dammverletzungen auf.
Die Geburt im Wasser soll im Vergleich zu einer Geburt auf natürlichem Weg kürzer sein, wodurch sich der Geburtsstress für Mutter und Kind verringert. Nur äußerst selten müssen bei Wassergeburten Schmerzmittel verabreicht werden.
Die Nachteile einer Geburt im Wasser
Allerdings hat die Unterwassergeburt nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile und birgt gewisse Risiken für Mutter und Kind.
Blutverlust und Infektionsgefahr
Im Wasser besteht eine höhere Infektionsgefahr. Verliert die gebärende Mutter Blut, vermischt sich dieses mit dem Wasser, so dass die Menge des Blutverlusts nicht abgeschätzt werden kann.
auftretende Komplikationen
Bei auftretenden Komplikationen ist die Reaktionszeit um einiges länger als bei der Geburt auf dem natürlichen Weg. Die Gebärende muss erst einmal aus dem Wasser, um behandelt zu werden. Durch die Position im Wasser kann ein Dammschutz für die werdende Mutter nicht möglich. Eine PDA kann ebenfalls nicht verabreicht werden.
Einatmen von Wasser
Die Geburt in der Badewanne birgt ein gewisses Risiko dafür, dass das Neugeborene Wasser einatmet, welches dann in die Lunge fließt. Zwar haben Babys einen angeborenen Tauchreflex, doch in manchen Fällen kann es passieren, dass das Baby dennoch Wasser einatmet. Allerdings ist das Einatmen von Wasser äußerst selten.
Der Kreislauf der Mutter
Während der Geburt haben manche Mütter einen schwachen Kreislauf. Dadurch kann es passieren, dass die Mutter während der Geburt in der Gebärwanne ohnmächtig wird. In diesem Fall muss die Frau aus dem Wasser, was sich teilweise als schwierig erweist.
Hemmung der Wehen
Das warme Wasser in der Gebärwanne kann die Wehen hemmen. Allerdings kann durch Umhergehen in der Wanne die Wehen in der Regel wieder gesteigert werden. Im Falle, dass dies nicht funktioniert, muss die Geburt im Wasser abgebrochen werden.
Müssen der Gebärenden während der Geburt Medikamente verabreicht werden, kann die Wirkung im Wasser deutlich stärker ausfallen. Um dies zu verhindern, werden bei einer Geburt im Wasser keine hochwirksamen Medikamente verabreicht.
Möglichkeit der Stresssituation
In seltenen Fällen kann es passieren, dass das Baby im Geburtskanal in eine Stresssituation kommt. Dies ist daran zu erkennen, dass das ungeborene Baby grünen Stuhl ausscheidet, der das Fruchtwasser grün verfärbt.